22. August 2022

Wie man sich bettet …

Mit dem Alter nimmt bekanntermaßen nicht nur die Weisheit zu, sondern auch die Zahl der Zipperlein. Mitunter mündet das darin, lieb gewonnene Gewohnheiten zu überdenken und in einem Aufwallen nahezu jugendlichen Elans sogar zu ändern.

So führte jüngst eine immer häufiger nach der Nachtruhe auftretende Nackensteifigkeit dazu, das im Einsatz befindliche gute alte 80 mal 80 Zentimeter messende Daunenkissen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Denn der in der Verzweiflung konsultierte Dr. Google

diagnostizierte: Form und Füllung der hierzulande gebräuchlichen Kopfkissen sind zwar vom Kuschelfaktor für die Psyche gut, nicht jedoch für die menschliche Anatomie. Die Nackenwölbung benötigt eine solide Stütze, die mit dem nachgiebigen Daunensack nur schwierig bis gar nicht erreicht werden kann.

Der Rat wurde erhört: Das alte Kissen ging in Rente, ein neues, nackenfreundliches Kissen zog im Schlafzimmer ein. Und tatsächlich: Nach einer gewissen Umgewöhnungszeit waren die Nackenschmerzen Vergangenheit.

Dass wir Deutschen mit unserem quadratischen Riesenkissen in der europäischen Schlafpraxis eine Sonderrolle einnehmen, offenbarte jetzt auch die Süddeutsche Zeitung. In ihrem Beitrag „Daunen drücken“ stellt Kulturredakteurin Christine Brinck die europäischen Kissen-Normen zum Vergleich, wirft einen kritischen Blick auf das deutsche 80 mal 80-Modell und ruft im Fazit zur „Kopfkissenrevolution“ auf.

Da sind wir dabei: Wir halten die Nackenkissen-Fahne bereits ganz weit hoch und sind gespannt, wann es Ihrem Schlafzimmer auf die Barrikaden geht.