28. August 2022

Wenn der Paketbote dreimal klingelt

Onlineshopping ist in. Immer mehr Menschen bevorzugen die bequeme Lieferung nicht nur nach Hause, sondern oftmals sogar frei Haus. Das war auch schon vor den Lockdowns in der Coronazeit so. Die Pandemie hat den Trend aber nochmals deutlich verstärkt. Klar: Wer die Jogginghose für das Homeoffice nicht im örtlichen Einzelhandel kaufen konnte, dem blieb gar nichts anderes übrig, als sie via Internet im Onlineladen seines Vertrauens zu bestellen.

Wir wissen nicht, wie es Ihnen geht, aber bei uns kommt beim Klick auf „Jetzt kaufen“ jedoch auch immer ein wenig das schlechte Gewissen hoch. Wird die Ware für den Einzelhandel per Lkw mit zahlreichen anderen Produkten als Großlieferung ausgefahren, muss sich für die private Bestellung schließlich separat ein Sprinter des gewählten Paketdienstes auf den Weg machen. Das kann doch nicht klimafreundlich(er) sein!

Alle Online-Shopper können jetzt aber erst einmal erleichtert aufatmen: Das kann es wohl doch. Wie faz.de-Autorin Lilly Bittner jüngst im Beitrag „Onlineshopping oder Ladenkauf – was ist klimafreundlicher?“ im F.A.Z. Klimablog „Kipppunkt“ aufgriff, belegte eine im Auftrag des Onlinehandels-Riesen amazon von unabhängigen Experten durchgeführte Analyse jüngst, dass ein Kauf im stationären Einzelhandel eine 2,3 Mal höhere CO2-Emission mit sich bringt als eine Onlinebestellung. Grund ist eine vergleichsweise hohe CO2-Emission, die durch die Energieversorgung der Ladenlokale anfällt, sowie die Tatsache, dass viele Konsumenten mit dem Auto zum Shoppen fahren, statt mit klimafreundlicheren Verkehrsmitteln wie Fahrrad oder Bus.

Wer Zweifel an der tatsächlichen Unabhängigkeit der amazon-Analyse hat: Laut faz.de-Autorin Lilly Bittner wird das Ergebnis durch einen Bericht des Bundesumweltamts unterstützt. Zugleich betont sie jedoch, dass hierbei auch auf ältere Studien zurückgegriffen wurde. Der ebenfalls in den vergangenen Jahren zunehmende Trend, dass Unternehmen bei ihrer Energieversorgung auf erneuerbare statt auf fossile Quellen setzen, wird kaum berücksichtigt.

Interessante Zusatzinfo des faz.de-Klimablogs: Die meisten CO2-Emissionen entstünden ohnehin bei der Produktion einer Ware, gar nicht beim Versand. Wer also klimafreundlich shoppen möchte, sollte nach Möglichkeit lokal Secondhand kaufen und die Ware optimalerweise mit dem Fahrrad abholen. Vielleicht auch schon sinnvoll, sich gut zu überlegen, was habe ich tolles im Kleiderschrank und brauche ich tatsächlich etwas Neues?