19. November 2018

Studie: Konzentrierte Aufmerksamkeit ist eine Illusion

Einfach mal in Ruhe arbeiten, einen Text lesen oder sich nur mit einer Sache beschäftigen – das ist gar nicht so leicht. Überall lauern Ablenkungen und auch der Geist schweift ständig ab. Dass wir noch viel häufiger abgelenkt sind, als wir dachten, haben wir in einem interessanten Zeit-Interview mit Sabine Kastner gelesen.

Die Neurowissenschaftlerin hat in einer Studie herausgefunden, dass unser Gehirn mehrmals pro Sekunde den Fokus wechselt, nämlich alle 125 bis 250 Millisekunden. Das geschehe ganz automatisch und ohne, dass wir etwas davon bemerken.

Sabine Kastner: „Wir Menschen glauben ja, dass wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf einen Punkt richten, dass das sozusagen ein Willensakt ist. Wenn ich im Büro sitze, dann kann ich entscheiden, ob ich auf den Computerbildschirm vor mir oder auf mein Smartphone gucke. Was wir in dieser Studie aber sehen, ist das genaue Gegenteil: Unserer Aufmerksamkeit liegen automatische Prozesse zugrunde. Natürlich richten wir erst einmal die Aufmerksamkeit irgendwohin. Doch was dann abläuft, liegt jenseits unserer Wahrnehmung. Es passiert unbewusst.“

Der ständige Fokuswechsel und rhythmischer Prozess zwischen Konzentration und Ablenkung sei allerdings keine Folge der Digitalisierung und des Smartphone-Gebrauchs, sondern eine bereits Millionen von Jahren alte Fähigkeit des Menschen. Das sollen Tests mit Altweltaffen gezeigt haben. Ob das Internet oder Computerspiele die Aufmerksamkeitsleistung über einen längeren Zeitraum verschlechtere, müsse noch erforscht werden.