14. November 2022

Mir platzt der Schädel – mal anders

Nicht jeder hat das Glück, in einer Beziehung zu leben, in der Alltagsangelegenheiten, Haushaltsarbeiten und Kindererziehung einigermaßen gleichberechtigt unter den Partnern aufgeteilt sind. Oft gibt es ein Beziehungsteil, das sich verantwortlicher fühlt als das andere. Oder schlimmer: das Gros der Verantwortung trägt, weil der Partner sich im Alltag für gar nichts zuständig fühlt.

Dabei ist nicht nur die Rede von konkreten Erledigungen wie Staubsaugen, Kochen oder Kinder zur Schule bringen. Wer häusliche und familiäre Verantwortung trägt, muss auch Geburtstagstermine, Lebensmittelvorräte, Termine wie die Abgabe der Steuererklärung oder der nächsten Mülltonnenleerung, Namen der Freunde der Kinder, der Lehrer oder anderer Bezugspersonen im Kopf haben.

Denkt man mal so richtig darüber nach, ist das wirklich eine ganze Menge Gedankenballast, den wir so mit uns herumtragen.

In Fachkreisen nennt man diese Flut von Informationen im Kopf Mental Load. Wird diese Ladung zu groß, schlägt sich das irgendwann auf das Wohlbefinden nieder: Es platzt einem regelrecht der Schädel. Wut, Enttäuschung, innere Leere können Folgen sein. Nell Frizzel und Stephanie Alvarez haben sich mit dem Phänomen des Mental Load befasst, das nach ihrer Recherche Frauen (vor allem Mütter) deutlich häufiger trifft als Männer. In ihrem Beitrag „Ich habe es satt, in meiner Beziehung den Mental Load zu tragen“ auf der Onlineseite refinery29.com beschreiben sie die Problematik, die auch sie selbst betrifft, und regen uns alle dazu an, veraltete Zuständigkeits-Denkmuster und -Strukturen in Zeiten der Gleichberechtigung endlich abzubauen.