27. März 2017

Lesetipp für Rechtschreib-Nerds

Darf man sich in Zeiten von Syrienkrieg, Brexit und Donald Trump über fehlende Bindestriche aufregen? Man darf, findet ZEIT-Redakteur Jochen Bittner, und wir sind ganz seiner Meinung. „Ich glaube einfach, dass der Zusammenbruch von Zivilisationen mit Kleinigkeiten beginnen kann – mit scheinbaren Kleinigkeiten, um genau zu sein. Der schleichende Tod des Bindestrichs ist so eine.“, schreibt er in der Morgenkolumne „Fünf vor acht“.

Unter dem Titel „Bindestrich? Voll AfD-mäßig“ ruft Jochen Bittner dazu auf, zusammengesetzte Wörter – sogenannte Komposita – entweder zusammenzuschreiben oder mit einem Bindestrich zu verbinden. So sehen es die Rechtschreibregeln vor. Er beobachte aber, dass sich ganz nach amerikanischem Vorbild ein reines Leerzeichen zwischen den Wörtern immer mehr durchsetze. Dieses Leerzeichen in Komposita wird „Deppenleerzeichen“ oder ironisch „Deppen Leer Zeichen“ genannt. Ob das Leerzeichen wirklich so verbreitet ist, haben wir mal mit einem Blick in den Küchenschrank überprüft. Und siehe da: Ohne langes Suchen finden wir „Panier Mehl“, „Buchstaben Suppe“, „Raps Öl“, „Zitronen Saft“ und „Risotto Reis“ – alles ganz ohne eigentlich notwendigen koppelnden Bindestrich. Ist man erstmal auf das Phänomen aufmerksam geworden, trifft man es überall: „Kultusminister Konferenz“, „Bahnhofs Apotheke“, „Shell Studie“, „Treff Punkt“…

Jetzt sind wir natürlich berufsmäßig ziemlich aufmerksam, was die Orthographie angeht. Aber das Deppenleerzeichen erschwert die Lesefreundlichkeit zum Teil enorm und manchmal verändert es eben auch den Sinn. Bei „Kinder und Sportschuhe“, „Husten und Bronchialtee“ oder „Aufgang zum Behinderten WC“ zum Beispiel. Wenn dann auf der Fischpackung statt „handgerollt“ etwa „Hand gerollt“ steht, vergeht uns regelrecht der Appetit. Sie wollen mehr Beispiele? Dann klicken Sie mal auf die Seite deppenleerzeichen.de oder deppenleerzeichen.info, dort können Sie sogar Ihre eigenen Fundstücke einsenden.