5. Dezember 2016
Leichte Sprache – ein Sprachsystem für alle Menschen
Ist Ihnen schon mal der Button „Leichte Sprache“ begegnet – beispielsweise auf Websiten von Behörden, Ministerien oder Zeitungen? Das Konzept der Leichten Sprache wurde von Menschen mit Lernschwierigkeiten für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistiger Behinderung entwickelt. Heute richtet es sich an alle Menschen, die sich mit dem Lesen schwertun, beispielsweise Demenzerkrankte, funktionale Analphabeten oder Menschen mit einer anderen Muttersprache. Das sind übrigens ziemlich viele. 14,5 Prozent der 16- bis 45-Jährigen in Deutschland können zwar einzelne Wörter und Sätze, aber nicht ganze zusammenhängende Texte lesen und verstehen. Leichte Sprache soll zur Barrierefreiheit beitragen und allen Menschen gleichermaßen Zugang zu wichtigen Informationen ermöglichen.
Und wie sieht das konkret aus? Leichte Sprache hat ihre ganz eigenen Regeln, die sich manchmal sogar von der deutschen Rechtschreibung unterscheiden. Alle Regeln sind beim Netzwerk Leichte Sprache zu finden. Leichte Sprache soll immer sehr leicht verständlich sein, daher werden nur einfache und bekannte Wörter und kurze Sätze benutzt. Zusammengesetzte Wörter werden durch einen Bindestrich getrennt. Schachtelsätze, Passiv, Konjunktiv, Abkürzungen, Negativierungen, Substantivierungen und Bildsprache sind tabu.
Auch die Gestaltung spielt eine Rolle. Damit die Texte auch gut lesbar sind, sollen sie groß und deutlich gedruckt werden. Die einzelnen Sätze stehen dabei immer untereinander. Einfache Bilder sollen die Texte ergänzen. Eine weitere wichtige Regel lautet: Alle Texte müssen durch die Zielgruppe geprüft sein. Nur so kann man sicher sein, dass der Text auch wirklich verstanden wird. Dazu gibt es speziell geschulte Prüfergruppen. Werden alle Regeln eingehalten, darf der Text das „Europäische Logo für leichte Sprache“ tragen.
Hier ein Beispiel:
Antje Efkes schreibt Texte.
Die Texte erscheinen in der Zeitung.
Oder auf Internet-Seiten.
Antje Efkes schreibt die Texte für Firmen.
Die Firmen möchten Menschen über etwas Neues informieren.
Sie möchten bekannt werden.
Antje Efkes macht auch Fotos.
Und sie berät Firmen.
Das nennt man: Presse-Arbeit.
Gerade absolviere ich eine Qualifizierung in Leichter Sprache bei der Lebenshilfe Hessen. Gerne würde ich irgendwann als Übersetzerin von Standardsprache in Leichte Sprache tätig sein. Inklusion über die Sprache ermöglichen – das gefällt mir! Bis dahin ist es noch ein ziemlich weiter Weg, denn – und das hat mich als Texterin ziemlich überrascht – Leichte Sprache ist voll schwer. Noch habe ich Probleme damit, so stark in den Originaltext einzugreifen und ihn extrem zu verkürzen. Manipuliere ich damit nicht? Auch habe ich noch nicht das richtige Gespür dafür, ob ein Text allzu banal geworden ist oder noch immer zu schwer. Natürlich muss er gut verständlich sein, aber es soll sich ja auch niemand verschaukelt fühlen. Da hilft wohl erstmal nur üben, üben, üben… Ich halte Sie auf dem Laufenden!
Ihre
Christine Reith
Auch die Internetseite des Landschaftsverbands Rheinland gibt es in leichter Sprache.
www.lvr.de