24. Februar 2020

Latein: Braucht das noch jemand?

Auf der Suche nach einem passenden Gymnasium für den Nachwuchs kommen Eltern an einer Frage nicht vorbei: Latein ja oder nein.

Latein macht bei späteren Arbeitgebern einen guten Eindruck, erleichtert den Zugang zu anderen Fremdsprachen wie Spanisch oder Französisch und fördert das Entschlüsseln von Fachwörtern – so hört man es oft aus dem Bildungsbürgertum. Eine „tote Sprache“ zu erlernen sei verschwendete Zeit und Energie – meinen die anderen.

Doch was sagen eigentlich wissenschaftliche Studien zu diesem Thema? Das fasst der ZeitOnline-Artikel „Klüger dank Latein“ wunderbar zusammen. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Schüler mit Lateinkenntnissen lernen nicht leichter Spanisch als Schüler mit Französischkenntnissen.
  • Lateinschüler denken nicht logischer als andere Schüler.
  • Schüler lernen tatsächlich leichter Deutsch, wenn sie Latein haben – vor allem Schüler mit Migrationshintergrund und Zweitsprache Deutsch.
  • Bewerber mit Lateinkenntnissen werden bei sonst gleichem Profil häufiger zu Bewerbungsgesprächen eingeladen (nichtrepräsentative Umfrage).

Die Studien, zum Beispiel von Ludwig Haag von der Universität Bayreuth und Elsbeth Stern von der ETH Zürich (PDF), widerlegen also so manchen Lateinmythos. Sie zeigen aber eben auch, wie viele Menschen – und vor allem Arbeitgeber – immer noch an den wundersamen Effekt des Lateinunterrichts glauben, was echte „Marktvorteile“ bringen kann. Latein ja oder nein ist also doch auch eine Frage des Geschmacks, und die kann ja vielleicht auch der Nachwuchs selbst mitentscheiden.