16. Mai 2022

Lass‘ dein Haar herunter!

Spätestens, seit die Gebrüder Grimm uns durch ihre weltberühmte Märchensammlung mit der langhaarigen Rapunzel bekannt gemacht haben, weiß jedes Kind: Unser Haupthaar hat echt starke Eigenschaften. Das bezieht sich nicht nur auf den soliden Halt, den Rapunzels „zwanzig Ellen langes“ Haar dem jungen Königssohn bot, der an selbigem regelmäßig den Turm hinaufkletterte, in dem eine Zauberin die schöne Rapunzel gefangen hielt. Nein, unser Haar ist auch ein ausgezeichneter Fettschwamm.

Eine äußerst wertvolle Eigenschaft, die der US-amerikanische Friseur und Erfinder Phil McCrory aus den USA irgendwie nutzen wollte. Angesichts der Vielzahl an Ölen, die durch Schiffe oder auch Sonnencremes in die Meere gelangen und das Wasser verschmutzen, kam er auf die Idee, die täglich kiloweise in den Friseursalons anfallenden Schnitthaare nicht einfach wegzuwerfen, sondern sie zu sammeln, zu Matten zu verarbeiten und als ölaufsaugende Wasserfilter anzubieten. 1999 startete er gemeinsam mit der Umweltschutzvereinigung „Matter of Trust“ das Programm „Clean Wave“.

Viel Haar hilft bekanntermaßen mehr Meer: Inzwischen gibt es Nachahmer auch in Europa. Der französische Friseur Thierry Gras griff die Idee mit seiner 2015 gegründeten Vereinigung „Coiffeurs justes“ auf, der sich zahlreiche Salons in Frankreich und in den Nachbarländern angeschlossen haben. In Deutschland wurde das Konzept mit größeren Vereinigungen wie „hair help the oceans“ oder Einzelkampagnen wie „FettFressHair“ aufgegriffen.

Die ölsaugenden Haarwürste eignen sich nicht nur für den Einsatz in Ozeanen. Wo sie bereits im Vorfeld genutzt werden können, um Wasserverschmutzung möglichst frühzeitig zu vermeiden, beschreibt die Deutsche Handwerkerzeitung. Redakteurin Barbara Oberst hat einige der Projekte jüngst im Beitrag „Warum immer mehr Friseure Haare für die Meere spenden“ näher vorgestellt.