27. April 2020
Gendern mit dem Doppelpunkt
Als Texterinnen und PR-Redakteurinnen sind wir sehr geschult in einem bewussten, achtsamen Umgang mit Sprache. Klar also, dass wir gendern und geschlechtergerechte Formulierungen verwenden. Mit unseren Texten möchten wir schließlich alle Menschen ansprechen – Frauen und Männer und jene, die sich nicht als Mann oder Frau definieren.
Allerdings stören die gängigen Gender-Varianten oft den Lesefluss oder blähen den Text auf. Sowohl die weibliche als auch die männliche Form zu nennen, ist manchmal einfach zu lang („Lehrerinnen und Lehrer“). Neutralisierung („Lehrende“), das Binnen-I („LehrerInnen“) oder Gender-Sternchen („Lehrer*innen“) sind holprig und auch nicht wirklich schön.
In dieser Zwickmühle sind wir auf eine interessante Form des Genderns gestoßen: den Doppelpunkt. Das Magazin Pressesprecher, die Lübecker Stadtverwaltung oder das Unternehmen Seibert Media nutzen den Doppelpunkt bereits. Der Vorteil an diesem Satzzeichen ist, dass es quasi „minimalinvasiv“ und eher unauffällig ist. Auch ist der Doppelpunkt barrierefrei. Damit ist gemeint, dass der Text für Sehbehinderte, die Vorleseprogramme verwenden, sauber ausgegeben wird. Viele Screenreader lesen beim Doppelpunkt eine kleine Pause, bei einem Gendersternchen „Lehrer-Stern-Innen“.
Der Doppelpunkt ist auch optisch schön. Allerdings – das halten wir für kritisch – sind wir gewohnt, dass der Doppelpunkt ein Hinweis ist für: „Achtung, jetzt kommt eine Information mit besonderem Gewicht“. Es wird sich also zeigen, ob sich diese Form des Genderns durchsetzt. Wir jedenfalls werden es hin und wieder ausprobieren!